Sonntag, 17. Dezember 2006

König der Zulus

null
Leider kann ich diese Woche nicht so viel schreiben! Es liegt weniger
daran, dass nicht genügend passiert ist, sondern eher, dass sich die
Ereignisse hier überschlagen und darum keine Zeit für lange Berichte
bleibt!! Für mich begann die Woche mit dem Swaimane Fooddrop (ein
Valley ca. 1 LKW-Stunde entfernt), bei dem ich zum ersten Mal in
dieses Gebiet gefahren bin. Es ist einfach atemberaubend schön, da es
von Tafelbergen umgeben ist, und man das Gefühl von "Afrika aus dem
Bilderbuch" bekommt. Während der Fahrt habe ich mit dem einheimischen
Fahrer und einem weiteren Freiwilligen ein interessantes Gespräch
über das Herrschaftssystem in den ländlichen Gebieten des Zululandes
geführt. Für mich kam es völlig überraschend, dass es immer noch
einen König der Zulus gibt, der zwar politisch neutral ist, aber doch
noch eine ganze Menge Macht besitzt. So ist zum Beispiel die
Gerichtsbarkeit noch teilweise in seiner Hand und es werden nach wie
vor Strafen und Gebühren in Form von Kühen verhängt. So kostet z.B.
eine Heirat elf Kühe für die Familie des Bräutigams. Eine dieser
Kühe geht an den König und die übrigen zehn an die Familie der Braut.
Vergehen wie Geschlechtsverkehr vor der Ehe werden mit 3 Kühen
bestraft, da Jungfräulichkeit einen besonders hohen Stellenwert hat.
Der Regierungsapparat des Königs ist noch immer so aufgebaut wie zu
Shaka Zulu's Zeiten (des großen Königs der Zulus vor einigen
hundert Jahren). Außerdem besteht neben dem christlichen Glauben, der
von allen sehr ernst genommen wird, auch noch das traditionelle System
von Heilern und Stammesältesten, die von Zeit zu Zeit traditionelle
Rituale zur Heilung und andere Bitten abhalten.

Nun ja, die übrigen Tage der Woche haben wir damit verbracht, die
Kinder auf ihre Ferien bei ihren Verwandten vorzubereiten und alles
für den Heimtransport zu organisieren. Neben den Kindern, die für
drei Wochen bei ihren Verwandten leben, sind 10 Kinder für immer
gegangen, da sich ihre häuslichen Verhältnisse so weit gebessert
haben, dass sie wieder reintegriert werden konnten. Von diesen zehn
fällt der Abschied natürlich besonders schwer, aber das Leben muss
weitergehen.
Im Moment sind weniger als 30 Kinder auf dem Playground, was die
gesamte Situation gewaltig verändert. Mal sehen, was in der nächsten
Woche so alles passiert, denn dann gehen wir in die Valleys, um die
Kinder, die Foodparcels bekommen, für ihre neuen Schuluniformen zu
vermessen.

.... in jedem Fall eine Menge Arbeit!

Wer sich für unsere nächsten Besucher interessiert, kann ja hier mal
nachlesen:
http://www.telegraph.co.uk/arts/main.jhtml?xml=/arts/2006/12/06/
bvfrost06.xml

Samstag, 9. Dezember 2006

School-Awards und ein Tag im "Sea Rescue Center Durban"

Immer und immer mehr nähern wir uns Weihnachten, aber bei mir entwickeln sich absolut keine Weihnachtsgefühle und das trotzt zahlreicher Kunsttannenbäume im Pavilion (einer großen Mall in Durban) und allem nur erdenklichen Weihnachtsschnickschnack in den Schaufenstern - aber das wird wohl am Wetter liegen.
Wie schon in den letzten Beiträgen erwähnt, ist das südafrikanische Schuljahr vorüber, was natürlich Zeugnisse und zahlreiche Zeremonien mit sich bringt. Nun, die Schulen hier sind doch durch starken englischen Einfluss geprägt, so gibt es am Ende des Schuljahres einen Awards-Day für schulische Leistungen sowie einen weiteren für sportliche Erfolge. Die Sportprogramme der Schulen hier(wohlgemerkt, ich schreibe von englischsprachigen Privatschulen und nicht von Zulu-Schulen in den Valleys) kann man in keiner Weise mit dem deutschen Sportunterricht vergleichen. Es fängt mit den Disziplinen an (Kricket ist eine der wichtigsten Sportarten) und endet mit der Art, wie mit Siegen umgegangen wird (hier kann ich nur auf meinen Sporttag-Bericht von vor drei Monaten verweisen).
Nun, ich nahm zuerst an dem Awards-Day der George Cato Primary teil, in die ca. 45 unserer 65 schulreifen (es gibt ja keine Schulpflicht) Kinder in die Klassen 1 bis 7 gehen. Ich war ein weiteres Mal einfach nur vom äußerst autoritären Schulklima beeindruckt. Die Kinder betraten in geraden Linien die Aula und setzten sich in die von ihren Lehrerinnen zugewiesenen Quadrate. Die Klassen 1 bis 3 werden ausschließlich von Lehrerinnen unterrichtet, die bei mir ausnahmslos das Bild schnippischer, hartherziger Grundschullehrerinnen aus alten Kinderbüchern aufleben ließen. Wie auch immer, ausgezeichnet wurden die zehn Besten eines jeden Jahrganges. Außerdem gab es einige Pokale für besondere Leistungen, die jahrgangsübergreifend vergeben wurden. Ein weiterer Auszeichnungsabend, an dem ich teilnehmen konnte, war der der "Bethel Christian Academy" in Pietermaritzburg, der in den Grundzügen ähnlich verlief. Der wohl entscheidende Unterschied war, dass es sich bei der George Cato um eine Schule mit über 900 Schülern handelt und bei der Bethel Highschool insgesamt nur 90 Schüler in zwei Klassenräumen untergebracht sind (Klasse 8 bis 12) und daher alles etwas persönlicher wirkte.

Eigentlich hätte ich heute frei, da es sich um mein Weekend-Off handelt, aber da ich keine Lust hatte, dieses Wochenende zu "verreisen", habe ich den Tag mit den Kindern, die älter als 10 Jahre sind, im "Sea Rescue Center Durban" verbracht. Dort waren wir zu einer Weihnachtsfeier eingeladen und genossen eine Hafenrundfahrt und viel, viel Essen. Außerdem gab es Geschenke für die Kinder und für uns drei Volunteere vollkommen überraschend einen Trip auf dem Rettungsboot der Küstenwache (leider hab ich keine Photos). Während wir mit atemberaubender Geschwindigkeit vor der Beachfrond Durbans kreuzten, haben wir aus nächster Nähe Delphine gesehen und sind über gigantische Wellen gesprungen. Während unserer Abwesenheit gab es dann Weihnachtsgeschenke für die Kinder und eine Menge Eis. Um das sturmfeste Schiff der Küstenwache zu betreten, mussten wir massive Rettungswesten anlegen und haben damit die Kinder wirklich stark beeindruckt. Ein 10jähriger, der zu meinen absoluten Favoriten gehört, kam und gab mir eine letzte Umarmung, bevor wir das Boot bestiegen, denn er ging davon aus, dass wir nie wieder lebend zurückkommen würden. Alles in allem war es ein gelungener Tag, der allen Kindern sehr gefallen hat. Mal sehn, was ich morgen mache ...........



null


Sonntag, 3. Dezember 2006

Elend nur einen Fußmarsch entfernt

Es ist 14 Uhr und unser erstes Volunteermeeting mit der gerade aus Europa zurückgekommenen Heimleiterin ist zu Ende. Die Sonne ist brütend heiß und man fühlt sich schlapp vor Hitze. Carina, Henrike (aus Schweden und DE, beide auf dem Foto) und ich sind zu Fuß unterwegs zu einem ca. 20 Wegminuten entfernten Hügel Richtung Sankonscha. Unsere einheimische Sozialarbeiterin meidet diese Gegend und versichert uns, wenn wir mit dem Auto hinfahren, werden wir es nie wiedersehen. Da ich gerade auf dem Playground ersetzt werden konnte, haben sie mich gefragt, sie als Bodyguard zu begleiten (tja, mal wieder ein neuer Job). Es geht durch das Tal und vorbei an einfachen Hütten, die nur aus gestapelten Steinen und einem löcherigen Wellblechdach bestehen. Sobald uns jemand entgegenkommt, wird das Pfeffer-Spray griffbereit gehalten und freundlich auf isiZulu gegrüßt - eine recht eigenwillige Kombination, die aber durchaus berechtigt ist.
Als wir unser Ziel erreichen, eine einfache einräumige Hütte, finden wir nicht die junge Frau, die wir erwarten zu treffen, sondern nur viele Kinder und nackte Säuglinge, spielend im Staub vor der Hütte. Die einzigen Erwachsenen sind eine alte Frau und ihr Mann, aber sie sprechen kein einziges Wort Englisch, darum ist nach Sabuwona - Gunjani - Niapila (Guten Tag - Wie geht es Ihnen? - Danke, mir geht es gut!) für uns das Gespräch beendet. Wir bitten eines der älteren Mädchen zu übersetzen, dass wir gekommen sind, um nach den Krankheiten der Kleinkinder und "Ringwürmern" der Übrigen zu gucken. Als wir keine wirklich eindeutige Antwort erhalten, entscheidet Carina, zur Tat zu schreiten und sich die Säuglinge anzusehen. Sie geht in die Hütte und findet in dem einzigen Bett einen Säugling, der am ganzen Körper offene Wunden hat und durchgängig weint. Selbst als Krankenschwester kann Carina kaum fassen, was sie sieht, und fragt mit vielen Gesten nach Wasser, um ihn zu waschen und danach einzucremen. Anschließend wird er in ein hartes Handtuch gewickelt, aber es ist das einzige, was verfügbar ist. Er schreit immer noch, wenn auch leiser. Der Kleine wird weitergereicht und landet in meinen Armen, damit die Nächsten versorgt werden können. Es sind erstaunlich wenig Kinder mit Ringwurm dabei, dafür haben jedoch zwei Dreijährige eiterige Beulen überall am Kopf. Wir können sie vorerst nur reinigen und desinfizieren, darum beschließen wir zu versuchen, einen Krankenhaustransport in das nächste staatliche Krankenhaus zu organisieren, wo die Behandlung für arme Familien kostenlos ist. Hoffentlich können wir nächste Woche zum Krankenhaus fahren!
Nach zwei Stunden machen wir uns auf den Rückweg. Ich bin immer noch überwältigt, wie arm die Menschen sind, die in Sichtweite meiner Unterkunft leben. Ich kann jetzt nicht mal mehr böse auf die Einbrecher der letzen Nacht sein, die versucht haben, in das Poolhaus einzudringen, während wir dort schliefen, und durch scharfe Schüsse des Wachmanns vertrieben wurden. Einige dieser Menschen haben wirklich nichts! Sie verhungern vielleicht gerade nicht, aber es ist trotzdem kein Leben, das man sich nur im Entferntesten vorstellen kann. Es ist überhaupt nicht daran zu denken, dass die Kinder zur Schule gehen, denn keiner kann für ihre Schulgebühren aufkommen! (Nun, vielleicht ändert sich zumindest das bald, denn sie sollen in unser Child Sponsorship Programm aufgenommen werden.) Uns wurde dringend davon abgeraten, die Familie am Freitag wieder zu besuchen, da Zahltag war, und es nichts Gefährlicheres als angetrunkene Arbeiter auf dem Heimweg gibt.

Mal sehn, ob ich die Zeit finde, unsere Klinikarbeiterinnen nächste Woche wieder zu begleiten, oder ob ich zu sehr in das Schulferienprogramm eingebunden bin.



null

Montag, 27. November 2006

Oribi Gorge #2

null
null
Wer möchte nicht mal über den Kronen der Bäume schweben und völlig
frei durch die Lüfte gleiten? Die Kinder auf GGA stimmen passend zu
diesem Gedanken oft das Lied "I believe I can fly" an und träumen wie
jedes Kind davon, einfach die Arme auszubreiten und davonzufliegen.
Nun, auch wenn es für die GGA Kinder erst mal ein Traum bleiben wird,
hat er sich für mich (sowie für sechs andere GGA Freiwillige) am
Sonntag erfüllt.
Dieses Wochenende haben wir ein weiteres Mal in Mantis & Moon in der
Nähe von Port Shepston verbracht, um mit Tracys (einer deutschen
Freiwilligen) ihr letztes Wochenende zu genießen. Auf dem Programm
stand abermals "Oribi Gorge" und damit auch die längste Schaukel der
Welt. Nach einigem Hin und Her habe ich mich dann wirklich dazu
entschlossen, es zu tun!
Nur ein Schritt - und der Absprung wäre geschafft, die senkrecht
abfallende Klippe unter mir, der Wasserfall neben mir und ein
Stahlseil mit Geschirr um meine Brust, das mich nach vorne zieht!
Einmal tief Luft holen und dann der entscheidende Schritt. Tausende
Gedanken schießen mir durch den Kopf - es ist doch nur ein Schritt! "
THREE - TWO - ONE and JUMP" ein leichter Schups vom Mann hinter mir
und es gibt kein Halten mehr - 33 Stockwerke freier Fall in die Tiefe.
Die ersten paar Meter im freien Fall überkommt mich mehr oder weniger
Panik, danach entspanne ich mich und fliege wie im Bilderbuch mit
ausgebreiteten Armen durch die Luft! Es ist ein tolles Gefühl, die
Bäume unter mir werden größer und größer, dann geht es mehr und mehr
vorwärts. Der freie Fall ist um und das Schaukeln beginnt. Ich kann
die Anderen an der Klippe mehr als 100 Meter über mir kaum erkennen.
Das Schaukeln ist entspannter als ich gedacht habe. Eine langsame
Bewegung über den Spitzen der Bäume und in den Lehr Wasserfall
hinein. Dann nach einigen Minuten beginnt die kleine Seilwinde, mich
langsam zurück auf die Höhe der Schlucht zu ziehen. Das war es auch
schon, nichts passiert, keine Knochen gebrochen und keine blutige
Nase! Alles bestens!!! Für mich war es das erste Mal, etwas derartiges
getan zu haben, und es war einfach nur atemberaubend!!!
Ich muss sagen, ich bin doch ein bisschen stolz auf mich, es gewagt zu
haben!

Am ersten Dezember hört das südafrikanische Schuljahr auf und es
gibt große Ferien! Einige Schulen haben diese Woche schon geschlossen
und die Stimmung ist gut auf dem Playground! Wir haben einen kleinen
Besucher aus Simbabwe, er ist ca. 4 Jahre alt und spricht weder Zulu
noch Englisch. Sein Vater ist Künstler und beide wohnen für zwei Wochen
auf GGA, weil der Vater versuchen möchte, seine Stein- und Holzskulpturen in
Durban zu verkaufen. Nun, sein Sohn war am Anfang der Woche wirklich
scheu und hatte so gut wie keinen Kontakt zu unseren Kindern. Nach nur
einer Woche kann man sich in einfachen Sätzen mit ihm in Englisch
verständigen und Armos springt und rennt glücklich mit den anderen
Kleinen! Eine so schnelle Entwicklung habe ich noch nie beobachtet -
einfach nur toll!

Sonntag, 19. November 2006

Computerkurse

null
Nun nur ein kurzer Bericht für diese Woche!
Ich habe damit begonnen, die neuen Computer in der Library einzusetzen
und bin daher abends nicht mehr in Phase 5, sondern in der Bibliothek
zu finden. Dorothy aus den USA hat uns neben der kompletten Library
drei Computer und einiges an Lernsoftware gespendet, die jetzt auch
eingesetzt werden sollen. Es ist gar nicht so einfach, 84 Kinder
einigermaßen gerecht an drei Computern unterzubringen, aber ich werde
mein Bestes versuchen! Ich habe mir vorgenommen, vom Grundschulalter
an bis hin zur 12. Klasse allen die Möglichkeit zu geben, einen Abend
im Monat am Computer zu verbringen; mal sehen, ob sich das umsetzen
lässt. Je nach Interesse bei den Älteren denke ich auch über einen
Basis-Programmierkurs und Excel-/ Word-Training nach.

Nun zum Foto: Seit Freitag habe ich einen neuen kleinen Mitbewohner.
Ich denke, es handelt sich um einen jungen Weber-Vogel, der hoffentlich
in der nächsten Woche fliegen lernt! Unsere Kinder haben ihn auf dem
Playground aufgesammelt und danach musste ein Weg gefunden werden,ihn
zu versorgen, denn sonst wäre er garantiert einer der zahlreichen
Katzen zum Opfer gefallen. Lynsey und ich habe darum die Elternschaft
übernommen und das heißt dann nichts anderes als alle zwei Stunden
füttern und eine piepende Box in der Ecke des Zimmers...
Gestern Morgen hat er (Siabonga - was so viel wie "Danke" heißt) sich
zum ersten Mal aus seiner Kiste gewagt und mit den Flügeln
geschlagen. Bis jetzt ist er recht lebendig, auch wenn seine Diät im
Moment hauptsächlich aus Käse besteht.

Sonntag, 12. November 2006

Von Autos, Schlangen und dem afrikanischen Weg nach Durban

null
Schon wieder ist eine erlebnisreiche Woche vergangen und ich weiß gar
nicht, wie ich alles in einen Bericht packen soll.
Fangen wir am besten mit dem Draht-Auto-Projekt der letzten beiden
Wochen an (es existieren bereits einige Fotos in meinem Online-
Fotoalbum). Nachdem ich den älteren Jungs ca. 100m stabilen Draht und
ebenso viel dünnen Blumendraht spendiert hatte, entstanden binnen
weniger Tage die faszinierendsten "Wire - Cars", die ich je gesehen
habe. Ohne das irgendeine Anleitung oder Beschreibung zur Verfügung
stand, gibt es jetzt auf dem Playground eine Auswahl von LKWs, Pick-
Ups, Rennwagen und ganz gewöhnlichen Autos. Während die älteren
Jungen sich mehr mit der möglichst detailreichen Konstruktion
beschäftigen, lieben es die jüngeren, mit den Autos zu spielen.
Besonders beeindruckend finde ich das funktionstüchtige Lenksystem
und die Räder aus je zwei leeren Getränkedosen. -> Willkommen in
Afrika <-

Nun zu einem für Europäer eher ungewöhnlichem Ereignis. Ein kleiner
fünfjähriger Junge, der recht wenig spricht (zu wenig, wie sich
herausstellen wird), stand weinend neben dem Klinikgebäude auf dem dem
Playground. Nun, da er ohne ersichtlichen Grund immer weiter laut
geweint hat, habe ich ihn auf den Arm genommen und mich auf das nur
wenige Schritte entfernte Mäuerchen gesetzt. Normalerweise hört er
dann recht schnell auf zu weinen, doch diesmal schrie er nur um so
lauter. So saß ich also da und streichelte ihm über den Kopf, während
um mich herum die anderen Kinder spielten und mit den neuen Drahtautos
stolz durch die Gegend fuhren. Nun, vielleicht sind sie ein wenig zu
stolz auf die Autos und wenn sie dann eines ergattert haben, kann man
sie kaum noch in ihrem Spiel unterbrechen. Als ein Junge aus dem
ersten Schuljahr mit einem Truck an mir vorbeifuhr, sagte er beiläufig, ganz
ins Spiel vertieft, während er den Truck um eine Kurve
lenkte, ich solle doch mal zwischen meine Füße gucken. Ich würde
untertreiben, wenn ich sagen würde, ich hätte mich nur erschrocken, als
ich realisierte, dass sich zwischen meinen nackten Füßen eine
kleinere Schlange auf Froschjagd befand - und ich trug nur Flipflops
ohne Socken!
Nun war wenigstens der Grund für das Weinen gefunden - dafür fing ich
an zu schreien. Nach meinem Schrei konnte ich gar nicht schnell genug
aufspringen, denn es bildete sich binnen weniger Sekunden eine Traube
von Kindern, die mit Steinen und Stöcken auf die Schlange einschlugen
und sie durch die Luft wirbelten. Einer der älteren Jungen trat dann
beherzt auf den Kopf der Schlange und entschärfte so die Situation.
Im Nachhinein haben mir die Kinder dann erzählt, dass es sich um eine
noch nicht ausgewachsene Giftschlange ohne englischen Namen handelte,
deren Bisse aber nicht zu gefährlich wären. Nun, was soll ich sagen,
nach wenige Minuten lief alles wieder in den gewohnten Bahnen auf dem
Playground und es gab keine Anzeichen mehr, dass sich etwas Besonderes
ereignet hatte. -> Willkommen in Afrika <-

Den heutigen Tag habe ich zusammen mit einigen anderen Freiwilligen in
Durban verbracht. Um dorthin zu gelangen, haben wir das typische
südafrikanische Verkehrsmittel schlechthin verwendet: Den Minibus! An
bestimmten Stellen, z.B. vor dem Spar-Supermarkt in Cato-Ridge oder
einfach an den Valley-Straßen, gibt es Sammelpunkte für Minibus-Taxis,
welche ohne Fahrplan und ohne feste Routen zu Hunderten
quasi immer und überall unterwegs sind. Per Handzeichen gibt man das
Reiseziel an und falls es in der Richtung liegt, in der das Taxi
unterwegs ist, hält es an. Nun, da wir alle nicht in der Lage waren,
mit unsern Händen das Ziel anzugeben und kaum Zulu sprechen, war es
doch etwas komplizierter als für die Einheimischen, aber es hat auch
mit Umsteigen problemlos funktioniert. Für 20 Rand (2 Euro) pro Kopf
sind wir so die ca. 50km nach Durban in akzeptabler Geschwindigkeit
gefahren. Bei einem Minibus-Taxi handelt es sich im allgemeinen um
einen alten VW-Bus, in dem dann bis zu 20 Personen Platz finden.
Bezahlt wird von Stop zu Stop, wobei der Passagier, der gequetscht
neben dem Fahrer sitzt, für das Einsammeln des Geldes verantwortlich
ist. Ich kann nur sagen, es war wirklich beeindruckend. Auch wenn man
es als Deutscher kaum glauben kann, es funktioniert eben auch ohne
Fahrplan und Gesamtsystem. -> Willkommen in Afrika <-
In Durban selbst haben wir dann einige Craft-Markets besucht und uns die Stadt angesehen. Leider war das Wetter nicht gut genug,
um im Ozean schwimmen zu gehen , aber es war trotzdem ein toller Tag!
Um vier haben wir uns dann wieder auf den Rückweg gemacht, damit wir
noch im Hellen alle Taxi-Stände, an denen es nicht immer ungefährlich
ist, überwinden konnten.

Samstag, 4. November 2006

Schlaraffenland ?! - Wohl nicht für Europäer

null
null
Wer kennt sie nicht die Bilderbücher, in denen das Schlaraffenland
als ein fernes Land beschrieben wird, in dem es Sahneberge zu
besteigen gibt und gegrillte Hähnchen verzehrbereit direkt mit Messer
und Gabel durch die Lüfte fliegen! Nun, in Afrika hat man da wohl
andere Vorstellungen - die dann auch Wirklichkeit werden können.
Am späten Donnerstagnachmittag als sich die Sonne langsam dem
Horizont näherte und wir gerade mit allen Kindern die Hausaufgaben
abgeschlossen hatten, wurde es auf einmal unruhig auf unserm
Playground. Als ich aus dem Hausaufgaben-Raum nach getaner Arbeit ins
Freie trat, traute ich meinen Augen nicht. Zuerst hatte ich das
Gefühl, alle unsere Kinder hätten spontan angefangen zu tanzen und zu
springen, doch dieser erste Eindruck täuschte. Es waren mehr hohe
Luftsprünge und ein gezieltes Greifen in die Luft. Nach ein, zwei
Minuten, in denen ich überhaupt nicht richtig wusste, was vor sich
ging, kam ein 10jähriger Junge aus meinem Haus zu mir gerannt,
umringte mich tanzend und rief mit sich vor Freude überschlagender
Stimme "It's summertime!". Erst jetzt sah ich wirklich, was vor sich
ging: Hunderte gleichartige Insekten schwirrten über unseren Köpfen
und jeder Sprung - oder Griff in den Himmel - war nur der erste
Schritt zum Festmahl. Nachdem die etwas trägen Insekten (ich würde
sagen, es waren recht große Eintagsfliegen) mit der Hand gefangen
waren, mussten ihnen nur schnell die Flügel ausgerissen und der Kopf
abgezupft werden, um sie danach mit krabbelnden Beinen zu verzehren!
Der kleine schon erwähnte Junge kam dann auch direkt mit einem
Krabbeltier für mich an und rief erfreut und mit fragendem Gesicht
"Did you taste it? - They are so delicious!" Nun, was bleibt einem bei
einer solchen Aufforderung schon übrig? Wohl nichts anderes als Mund
auf und rein mit dem Getier! Im Nachhinein habe ich mich oft gefragt,
WARUM ich es nur gemacht habe. Es muss wohl an der gesamten
euphorischen Stimmung gelegen zu haben, aber im Augenblick des
Geschehens habe ich keinen Ekel oder ähnliches empfunden, es waren ja
80 Kinder da, die das Gleiche mit Hochgenuss taten. - Ich denke, man
kann es mit dem Verzehr von Austern vergleichen (vielleicht ist es
auch nur ein Versuch, meine Tat zu rechtfertigen)
Nun, da es allmählich Zeit wurde, in die Küche zu gehen und zu Abend
zu essen, entschlossen sich meine Phase5 - Jungen schnell dazu, ein Glas
voll Insekten zu sammeln und mir zur Aufbewahrung zu geben. Nach dem
Dinner gab es dann im Haus noch frittierte Nunus (das Zulu-Wort für
alles, was krabbelt und fliegt). Leider hatte ich meine Kamera erst
bei dieser Party zur Hand, aber die Fotos sind trotzdem
beeindruckend! Sie sind dann auch wieder in meinem Online-Fotoalbum
zu finden!

Mittwoch, 1. November 2006

Hluhluwe Imfolozi Park und St Lucia

null
null
Afrika wie im Fernsehen!
Mein letztes Wochenende habe ich zusammen mit drei anderen
Freiwilligen in Herzen des Zululandes verbracht. Wir sind mit einem
kleinen gemieteten Auto am Freitagnachmittag nach Mtubatuba gefahren,
um dann am Samstag morgens früh um 5:00 Uhr aufzustehen und in das
Hluhluwe Imfolozi Reservat zu gelangen. Dort haben wir dann einen Tag
zwischen Giraffen, Impalas, Elefanten, Nashörnern und andern großen
typisch afrikanischen Tieren verbracht. Das ca. 50 mal 50 km große
Areal ist auf schmalen Dirt-Roads (man könnte auch Feldwege sagen)
mehr oder minder gut mit einem normalen Auto zu durchfahren. Gleich
zu Beginn sahen wir in ca. 100 m Entfernung eine Stelle, an der es vor
Geiern nur so wimmelte und Hyänen kreisten. Wenig später kamen
Herden von Impalas (kleine Antilopen) und Zebras, die direkt unser
Auto steiften. Bis wir eine Giraffe close-up bekamen, dauerte es schon
etwas länger, aber auch das war möglich. Noch imposanter sind jedoch
Nashörner und Elefanten, wobei diese beiden Arten auch für ein Auto
nicht ungefährlich sind. Mich hat jedoch verwundert, dass man nur ca.
einmal pro Stunde einem andern Auto begegnet. Denn eigentlich dachte
ich immer, es wäre mehr oder minder ein Zoo zum Befahren, aber man
fühlte sich komplett anders. Man kann bei weitem nicht das ganze
Gelände durchfahren und die Tiere sind in ihrer wirklichen,
natürlichen Umgebung. Nun, als Höhepunkt des Tages kann man dann wohl
die Sichtung eines Rudels von Wildhunden bezeichnen, denn von diesen
Tieren gibt es im gesamten Areal nur 32, wie wir im Nachhinein
erfahren haben.
Wir beendeten unsere Safari am frühen Nachmittag, leider ohne einen
Löwen oder ähnliches gesehen zu haben, da wir doch langsam müde
wurden. Ron, für den es bereits die dritte Tour in diesen Park war,
hatte somit sein Hauptziel, eine große Katze zu sehen, leider wieder
nicht erreicht.

Den Sonntag haben wir dann am Fluss bei St. Lucia verbracht und uns
auf die Sichtung von Krokodilen und Hippos konzentriert. Zuerst
stand eine geführte Bootstour zur Diskussion, aber wir haben uns dann
doch entschlossen, es auf eigene Faust am Ufer des Flusses zu
versuchen. Gleich unter dem ersten morschen Bootsanlegesteg, ohne
wirkliches Geländer, fanden wir dann ein recht ausgewachsenes
Krokodil, was uns dann doch wieder zu denken gab. Am nächsten Spot
fanden wir auch eine Herde Hippos als krönenden Abschluss des Tages,
da wir uns wieder auf die dreistündige Heimreise machen mussten.

Ich denke, trockene Beschreibungen sind hier recht langweilig im
Vergleich zu dem, was wir erlebt haben. Darum versuche ich heute und
morgen so viele Fotos wie möglich in mein digitales Fotoalbum zu laden.


Nun noch ein Nachtrag zum letzen Beitrag über Sunday: Gestern haben
wir unsere Schäfer-Arbeit abgeschlossen und Sundays neuen Haarschnitt
vervollständigt. Ich muss sagen, von dem Resultat bin ich wirklich
positiv überrascht.

Links

Aktuelle Beiträge

Wieder zu Hause!
So, wieder daheim! Nach sehr, sehr langer Busfahrt...
linuspithan - 10. Aug, 11:09
Bye-bye & Bonjour
Gerade sitze ich mit meinem Laptop in der Mitte von...
linuspithan - 3. Aug, 17:59
Shetland Islands
Hallo aus dem hohen Norden! Nach einer Nacht auf der...
linuspithan - 17. Jul, 12:43
Tourleben
Das Leben auf Tour kann ganz schön anstrengend sein...
linuspithan - 11. Jul, 02:02
Ein paar Tage in London
Auch wenn am Freitagmorgen einige Bomben hier in London...
linuspithan - 3. Jul, 16:11

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Web Counter-Modul

Suche

 

Status

Online seit 6502 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 10. Aug, 11:09

Credits


Profil
Abmelden
Weblog abonnieren