Mittwoch, 30. August 2006

Ein neues Zuhause

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Ich denke, es ist mal wieder Zeit, mich zu melden, denn hier hat sich
an meinen Aufgaben einiges geändert. Diese Woche arbeite ich
beispielsweise nicht mehr in Phase 5, sondern im Haus der kleineren
Kinder (Vor- und Grundschule). Auch diese Arbeit ist wirklich schön,
doch dazu später mehr, denn zuerst liegen das Wochenende und die damit
verbundenen Ereignisse an.

Am Samstag stand der Umzug ins Pool-Haus an(Der Name hat auch seinen
Grund...) und ich bin wirklich glücklich, hier angekommen zu sein. Es
ist alles so viel einfacher, wenn man vor Ort wohnt, und 24 an Stelle
von 8 Stunden am Tag zu Verfügung hat. Das soll nicht heißen, dass
ich jetzt rund um die Uhr arbeite, denn es gibt ja auch noch ein
"Nachtleben" und die Zeit vor der Arbeit. Im Moment wohne ich mit
Mike, einem Briten, zusammen und ich merke doch deutlich den
Unterschied zwischen der Weiterentwicklung meines Englischs jetzt und
in den letzen drei Wochen, in denen ich quasi unter Deutschen gelebt
habe. Leider habe ich hier mehr oder weniger Probleme,ins Internet zu
kommen, da der Handyempfang für Datennetze hier relativ schlecht ist!
Ich werde aber versuchen, auch weiterhin ein- bis zweimal die Woche zu
schreiben.

Nun, am Sonntag stand mit dem Chor der Besuch einer Beerdigung an, da
die Schwester eines GGA-Busfahrers gestorben war.Tracy (eine deutsche
Freiwillige) und ich begleiteten den Chor und hatten eine
eindrucksvolle Erfahrung. Es war eine christliche Beerdigung, aber
die Riten und Bräuche unterscheiden sich doch recht stark von denen
in Europa. Es ist zum Beispiel so, dass der Leichnam aus dem Sarg
genommen wird, bevor man ihn ins Grab legt. Außerdem werden
dem Grab Gaben wie beispielsweise Teller, Besteck und Feuerholz
beigefügt, damit der Tote für das Leben nach dem Tod gerüstet ist.
Die gesamte Beerdigung fand in der "Familiensiedlung" (ich weiß
nicht, wie ich es in Deutsch sonst sagen soll, und genauso wenig weiß
ich, wie man den Zulu-Name schreibt) , einer Ansiedlung von ca. sechs
einfachen Rundhütten mit Wellblechdach (das klassische Afrika-Bild)
statt und wurde von mehreren Priestern begleitet. Die ganze
Zeremonie fand im Freien und in Zulu statt. Letzteres machte es mir
quasi unmöglich, dem Gesagten zu folgen, aber es war trotzdem eine
großartige Erfahrung.

Wie bereits oben erwähnt, arbeite ich diese Woche mit den jüngeren
Kindern nicht nur während der Hausaufgaben - Schicht, sondern auch am
Abend im Haus zusammen. Die Arbeit mit den Kleinen ist komplett
anders und daher nicht mit meinen bisherigen Aufgaben zu vergleichen. Es
ist auf jeden Fall wieder so, dass mich die Arbeit vollkommen ausfüllt,
und es einfach ein tolles Gefühl ist, der Grund für ein lachendes Gesicht
eines Kindergartenkindes zu sein.
Gestern Abend war ich dann doch sehr beeindruckt, als die
Grundschulkinder angefangen haben, Schule zu spielen, denn dabei wurde
es mir zum ersten Mal möglich, einen Eindruck davon zu kriegen, wie
sich hier Lehrer verhalten und was im Unterricht passiert.
Erstes und wichtigstes Utensil des Lehrers war sein Stock (für mich
die größte Überraschung), der auch so wie in den alten deutschen
Schulgeschichten eingesetzt wurde - z.B. um auf die flache Hand zu
schlagen, wenn die Antwort des Schülers nicht korrekt war. Außerdem
zeichnete den Lehrer ein böses, strenges Gesicht und der Befehl an
die Kinder, sich ein einer Reihe aufzustellen, aus, was sich dann
schon wieder mit meinen Erfahrungen vom Sportfest deckt. Das ganze
Verhalten der Kinder ist zwar nur eine Karikatur des Verhaltens
richtiger Lehrer, aber ich denke besonders bei so jungen Kindern wird
das Vorgehen schon in etwa mit der Realität übereinstimmen.


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Naja, dann hab ich noch eine weniger schöne Nachricht. Wie auf dem
Foto zu sehen, hat sich auf meiner Backe ein Ringwurm eingenistet,
der mich jetzt wohl den nächsten Monat - auch bei entsprechender
Behandlung - begleiten wird. Dieser Parasit ist kein Tier, wie dem
Namen zu entnehmen sein könnte, sondern es ist eine bakterielle
Flechte (wenn ich mal ganz frei übersetze) und recht ansteckend.
Einige der Kinder haben diese Flechten ebenfalls am Kopf und daher
wird wohl auch mein Ringwurm stammen. Somit können sich an dieser
Stelle alle meine Biologie-Mitschüler der FO13 bestätigt fühlten, die
mir schon im letzten Schuljahr einen Parasiten garantiert hatten.

Die letzte Änderung, die ich erwähnen möchte, ist das neue Titelbild
dieser Seite, das ich während des Sonnenuntergangs hinter dem
Kinderheimgelände aufgenommen habe.

Freitag, 25. August 2006

Umzug

So, morgen früh werde ich meine Koffer packen!
Aber keine Sorge, ich werde nicht von hier verschwinden - ich werde
viel mehr direkt auf das Gelände des Kinderheims ziehen, um die
Möglichkeit zu haben, auch an anderen Projekten und Aufgaben
mitzuwirken. So werde ich beispielsweise ab September eine Mathematik-
Stunde am Abend übernehmen (dazu zu gegebener Zeit mehr) und mich an
einem DVD-Projekt beteiligen. Letzteres ist eine große Chance für
mich, mit der lokalen Bevölkerung in direkten Kontakt zu kommen, und
auch der primäre Grund für den Umzug. Leider habe ich jetzt nicht
genug Zeit für einen ausführlichen Bericht und Fotos und da die
Dreharbeiten am Sonntag beginnen, kann es sein, dass mein Blog in der
nächsten Woche ruhen wird, aber auf jeden Fall werde ich danach sehr
viel zu berichten haben.

Dienstag, 22. August 2006

Valleys in Flammen

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Es fing alles wie bei jeder normalen Homework-Schicht an. Ich saß im
Homework-Room und machte mit den mir zugeteilten Kindern die
Hausaufgaben. Als ich grade keine Hausaufgaben betreuen musste, wollte ich
nur schnell ins Cottage gehen, um eine kurze Pause zu machen - eben
alles wie gewöhnlich. Als ich die "Klinik", in der der Homework-Room
zur Zeit untergebracht ist, verlassen hatte, wunderte ich mich schon
über den vielen Rauch, der die Luft in ein beißendes weißes Gemisch
verwandelte. Nun, diese Rauchluft bekommt man hier öfter zu spüren,
denn es ist üblich, im Winter die Felder mehr oder minder kontrolliert
komplett abzubrennen. Gestern war eben das Feld neben dem Kinderheim-
Gelände an der Reihe.
Als ich das Cottage nun erreichte, kam mir ein anderer Freiwilliger
entgegengerannt und rief mir zu, dass wir umbedingt die
"Feuerpatschen" holen müssten, da das Feuer sich direkt neben dem
"Georgers" (eines der Häuser, in dem Freiwillige leben) ausbreite.
Diese Feuerpatschen waren Gummistücke in der Größe eines
Schnesschiebers an einem festen Holzstiel. Nur mit diesen Gummifetzen
bewaffnet, rannten wir direkt ins Feuer und schlugen es in der
unmittelbaren Umgebung der Häuser aus. Der Ehrlichkeit halber muss
ich dazu sagen, dass die Flammen an den Häusern nicht so hoch waren
wie die auf dem Foto (aufgenommen in ca. 20m Entfernung vom Haus), da
die Wiese hier vorsorglich gemäht wurde. Naja, aber ich denke, es wird
deutlich, wie schnell hier aus einem gewöhnlichen Alltag ein
besonderes Erlebnis wird, denn es folgten zwei Stunden Arbeit im Feuer,
um verschiedene Gebäude zu schützen.

Heute lief dann alles wie gewohnt ab und ich konnte endlich meine
Seifenblasen auf dem Playground auspacken und die Kinder damit
spielen lassen. Solche kleinen Investitionen lohnen sich wirklich
(4Rand, das sind ca. 50€ Cent), wenn man sieht, wie viel Freude die
Kleineren daran haben.

Vielleicht noch ein paar Sätze zum Wochenende. Ich war dieses
Wochenende off (d.h. keine Wochenendschicht) und hatte endlich mal
Zeit, mein Zimmer ein wenig aufzuräumen und zusammen mit anderen die
Küche zu putzen. Nun, leider gibt es in der Küche noch keinen
Fußboden, was alles ein wenig schwieriger als üblich gestaltet. Nach
jedem Fegen ist so viel Staub aufgewirbelt, dass alles Geschirr und
Besteck erst einmal entstaubt und dann erneut gespült werden muss.
Nach dieser Reinigungsaktion haben wir zusammen einen Spaziergang in
unser Valley unternommen, auch wenn uns aus Sicherheitsgründen
eigentlich davon abgeraten wird. Aber zu viert haben wir uns dann
doch auf eine ca. 2stündige Wanderung gewagt und einige wirklich
tolle Fotos gemacht (Sie sind zum Teil im Bilderarchiv zu finden).

Sonntag, 20. August 2006

Sportfest

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Fanrufe, Geschrei und immer wieder glückliche Gesichter, wenn das
eigene Team Punkte machte. Es war ein bisschen wie am Tag meiner
Ankunft, als ich von glücklichen Kindern umringt und begrüßt wurde.
Jetzt ließen sie sich von mir durch die Luft wirbeln, wenn ihr Team
in Führung lag, oder wollten auf meinen Arm, um mehr zu sehen.
Das war in groben Zügen die Situation am Freitag auf dem
Sportfest der "George-Carto"-Schule in Carto-Ridge. Die "George
Carto" - Schule hat 800 Schüler in den Klassen 1 bis 7 (Klassenstärke
ca. 40 Kinder) und veranstaltete am Freitag so etwas wie bei uns
Bundesjugendspiele. Der große Unterschied war jedoch, dass die
Schüler ab Grade 4 in drei Teams eingeteilt waren, die gegeneinander
antraten. Die Druiker, Impala und Sprin-Boks üben sich in allen
athletischen Standarddisziplinen, während die Jüngeren im 50m-Lauf
und verschiedenen Spielen gegeneinander antraten.

Zu diesem Sportfest waren auch die Eltern der Kinder geladen und da
der Großteil der schulpflichtigen Kinder von GGA auf diese Schule
geht, mussten natürlich auch für "unsere" Kinder Vertreter auf der
"Eltern-Tribüne" sitzen. Da Mike und ich für die Arbeit im Warehouse
(dazu irgendwann mal mehr) eingeteilt waren und es dort nie
sonderlich viel zu tun gibt, sollten wir eigentlich zu zweit zur
Unterstützung "unserer" ca. 30 Kinder antreten. Leider trat Mike am
Donnerstagnachmittag in einen Nagel und musste zum Arzt, was für mich
bedeutete, zum ersten Mal alleine mit Verantwortung außerhalb des GGA-
Geländes unterwegs zu sein. Zum einen war ich erstmals alleine direkt
für meine beiden "Begleiter" verantwortlich - zwei ältere Jungen aus
Phase 5, die eine andere Schule besuchen und gerade schulfrei hatten.
Zum anderen war es für mich aber auch der erste Kontakt zu "normalen"
Südafrikanern, die nichts mit GGA oder Touristen zu tun haben.

Es war auf jeden Fall ein Erlebnis mit vielen Eindrücken. Erst gab es
die Wettkämpfe der Kleineren (Grade 1 to 3) mit 50m Lauf, Eierlauf,
Sackhüpfen und ähnlichen Disziplinen. Dabei wurden mir die deutlichen
Unterschiede zum deutschen Schulwesen klar. Hier geht alles viel viel
autoritärer zu; ich denke, dieser Eindruck wird noch durch die
Schuluniformen verstärkt. Nicht nur, dass die Kinder alle ihre
gleiche blaue Schuluniform tragen, nein, auch für die Zulassung zu dem Sportfest war das Tragen von weißen Shorts und T-Shirts Pflicht.
Danach gab es die Wettkämpfe der älteren Schüler, die in drei
Schulteams eingeteilt gegeneinander antraten. Es war schon
erstaunlich zu sehen und zu hören, wie schnell sich Teamgeist und
Unterstützungs-Gesänge entwickeln. Ich sollte vielleicht erwähnen,
dass es nicht nur Pokale für das Gewinnen der sportlichen Disziplinen
gab, sondern auch für die Kategorie "Behavior", in der das Verhalten
der Teammitglieder und "Fans" während der Wettkämpfe bewertet wurde.
Ich bereite so schnell wie möglich einige Fotos vor und stelle sie
ins Netz, denn daran kann ich die Wettkampfstimmung besser erläutern.

Wie dem auch sei, "meine" Kinder waren in allen Teams vertreten und
ich wurde immer von den vor Jubel tanzenden "Fans" angesprungen und
jubelte mit ihnen, wenn ihr Team gerade Punkte machte. Es muss wohl den Eindruck gemacht haben, als wenn ich alle Kinder kennen würde, die am Sportfest teilnahmen, denn es waren zwar "nur" "meine" 30 Kinder, die
mich hin und wieder umringten, aber es waren eben alles dunkelhäutige
Kinder. Nachdem einige weiße Eltern mich für ungefähr eine Stunde
beobachtet hatten, kam eine der Mütter auf mich zu und fragte mich
ziemlich direkt, warum mich all die "schwarzen" Kinder kennen würden
und warum ich als Weißer mit ihnen spielen und jubeln würde.
Das war der Moment, in dem ich in der Realität Südafrikas angekommen
bin. Bis dahin hatte ich immer nur mit andern Freiwilligen, die alle
aus der Überzeugung zu helfen hier sind, und den Weißen des
Kinderheims zu tun. Doch alle diese Menschen sind hier, um Brücken zur
Zulu-Kultur und den Schwarzafrikanern allgemein zu bauen, sie
verkörpern quasi die Werte der Aufklärung. Auf diesem Sportfest kam
ich nun aber mit ganz anders denkenden Weißen zusammen, von denen ich
eigentlich angenommen hatte, dass sie der Vergangenheit angehören
oder zumindest nicht mehr überall öffentlich in Erscheinung treten.
Nun saß aber diese Mutter neben mir und fragte mich, warum ich mich
mit Schwarzen abgeben würde. Auf eine solche Frage war ich überhaupt
nicht vorbereitet und hatte auch nicht direkt ein kurze, schlagfertige
Antwort parat. So berichtete ich ihr, dass ich als Freiwilliger für
ein Jahr in einem Waisenhaus arbeiten und mit Schwarzen zusammenleben
würde. Diese Tatsache machte sie komplett fassungslos, denn für sie
war es unverständlich, warum man sich als Europäer mit diesen
Schwarzen freiwillig abgeben würde. Sie berichtete dann noch, dass
sie sofort jeden Weg nutze, Südafrika zu verlassen, sofern ihr die
Möglichkeit dazu gegeben würde, denn jetzt wäre es so weit, dass die
Schwarzen die Weißen unterdrücken. Nun ja, die Unterhaltung musste
ich an dieser Stelle abbrechen, da der Wettkampf um war und die
Druiker in Siegesgeheul ausbrachen. Gestern Abend habe ich mit einer
weißen Südafrikanerin von GGA darüber gesprochen und sie meinte nur,
dass es zwar ein paar Gesetze geben würde, die die Schwarzen
eindeutig bevorteilten (z.B. muss ein Schwarzer, der sich auf einen
Arbeitsplatz bewirbt, jedem Weißen vorgezogen werden - ohne auf die
Qualifikation zu achten), aber im allgemeinen war sie mit der
politischen Entwicklung Südafrikas zufrieden. Sie meinte, es sei ja
noch eine sehr junge Demokratie, die sich erst noch überall
durchsetzen müsste, aber sie blickte hoffnungsvoll in die Zukunft.

Die Kinder hier lieben es, mit meiner Digitalkamera selber Fotos zu
machen und sie dann anzuschauen. (Sie kennen eigentlich gar keine
"normalen" Fotoapparate, denn sie wollen immer das Bild sofort auf
der Rückseite sehen) Da ich inzwischen die meisten der GGA- Kinder
einschätzen kann, habe ich auch keine Bedenken, ihnen meinen
Fotoapparat zu geben. Doch genau daraus entwickelte sich für mich die
nächste Überraschung des Sporttages. So kam ein weißer Junge - ich
würde sagen ca. 10 Jahre alt - auf mich zu und gab mir im
vorwurfsvollem Ton zu verstehen, dass ich meine Kamera doch nicht
diesen Schwarzen geben könnte, denn sie würden sie sicher kaputt
machen oder stehlen. Ich glaube, es wird deutlich, dass es noch viele
Probleme, die nur auf der Hautfarbe basieren, zu überwinden gilt. Und
jetzt wird mir erst die Bedeutung von GGA in dieser Beziehung
deutlich, denn allein meine Anwesenheit auf dem Sporttag war ein
eindeutiges, wenn auch kleines Signal zur Überwindung dieser Konflikte.

Donnerstag, 17. August 2006

Alltag

Ich könnte fast sagen, dass sich für mich so langsam eine Situation
einstellt, die man Alltag nennen kann. Ich habe zwar noch immer nicht
den kompletten Durchblick, was alle Vorgänge im Heim angeht, aber
alles entwickelt sich in die richtige Richtung! Ich weiß inzwischen,
wann die Kinder zum Lunch, Dinner und zur Fruit-Time in der Küche
erscheinen müssen. Bei den Hausaufgaben allerdings habe ich noch
keine Routine und das wird auch noch seine Zeit brauchen. Und auch
meine Fortschritte beim Lernen der Namen sind eher klein...

Noch ein paar Sätze zu den im letzten Beitrag angeschnittenen
Änderungen der Aufgabenbereiche. Inzwischen hat sich gezeigt, dass
das Problem an einer gänzlich anderen Stelle zu suchen ist, als uns
auf dem Meeting am Montag berichtet wurde. Es ist so, dass es nahezu
ausschließlich Spenden für Fußball-, Theater- und Bauprojekte gibt
und kaum für Essen und Schulgeld. Klar, bei Bau, Fußball und Theater
sind die Erfolge weithin sichtbar, was bei Essen für die Kinder nicht
der Fall ist. Nicht, dass jetzt ein falscher Eindruck entsteht, die
Kinder hier haben alle genug zu essen und keines muss hungrig ins
Bett gehen. Es ist sogar so, dass die Küche auf genug Ressourcen
zurückgreifen kann, um alle einheimischen Angestellten, Freiwilligen
und Chormitglieder zu versorgen. Es ist halt ein ewiges Jonglieren
mit ursprünglich zweckgebundenen Finanzmitteln. Ein anderes Beispiel
ist der Bustransport zur Schule, denn auch für das Benzin gibt es
eigentlich wenig direkte Spender. Da das GGA aber, wie ich inzwischen
weiß, ca. 100 Fussballteams der umgebenden Valleys unterstützt und es
für Fussball viele Sponsoren gibt, sind die Busse auch für den
Schultransport immer mit Benzin gefüllt. Mal sehen, wie eine
Umstrukturierung der Freiwilligenarbeit hier helfen kann.

Dienstag, 15. August 2006

Auch einfache Aufgaben können schwer sein

Gestern haben ich damit begonnen, mich in die Hausaufgabenbetreuung
einzuarbeiten. Es ist schon verwunderlich, dass es mir um einiges
leichter fällt, mit den älteren Jungendlichen über die verschiedenen
Ansichten von Karl Marx und Henry Ford ein Referat vorzubereiten als
mit den kleinen Erst- und Zweitklässlern einfachste
Mathematikaufgaben zu rechen. Was soll ich machen, wenn ein Junge aus
dem dritten Schuljahr vor mir sitzt, eine Aufgabe wie 41+23 lösen
soll und ständig nur "I can't solve it!" wiederholt ? Naja, mit der
ortsüblichen Didaktik komme ich auch nicht so wirklich klar, denn
danach werden solche Aufgaben gelöst, indem man 4+2 und 1+3 separat
ausrechnet und hintereinander schreibt. Ein Zehnerübertrag ist wohl
nicht vorgesehen....

Im Allgemeinen wird hier viel mehr Wert auf Abzählen gelegt, denn
alle Grundschulkinder müssen jeden Tag einen bestimmten Zahlenbereich
vorwärts und rückwärts aufsagen. Die Älteren von ihnen dürfen dann
beispielsweise auch mal in 4er oder 6er Schritten die Zahlen bis 120
aufsagen. Die"Reading"-Aufgaben sind für mich auch eine Erfahrung,
denn ich merke, dass besonders die einfachen Wörter des ersten
Schuljahrs nicht immer in meinem Englisch-Wortschatz enthalten sind,
da oft auf Reime oder kurze Wörter Wert gelegt wird.

Naja, was es sonst noch gibt, sind Bibel-Verse, die auswendig gelernt
werden müssen, und Wortlisten für den allwöchentlichen "Spelling"-Test.

Die meisten Kinder hampeln auf ihren Stühlen herum und schreien quer
durch den Homework-Room, in dem bis zu 15 Kinder gleichzeitig mit 5
Freiwilligen ihre Hausaufgaben machen. Selbst mir fällt es da schwer,
mich auf die simpelste Mathematikaufgabe oder das Zählen bis 100 zu
konzentrieren. Möglicherweise liegt es auch daran, dass in dem Raum
nur ein paar Tische und Stühle stehen, so dass jeder Ruf auch noch
nachhallt!

Es war auf jeden Fall ein sehr anstrengender Nachmittag und ich
war äußerst erschöpft, als die Kinder zum Dinner gerufen wurden.
Danach verbachte ich meinen Abend wieder in "Phase 5", dem Haus der
älteren Jungen, in dem an diesem Abend über den Umgang mit
Schuluniformen diskutiert wurde.

Mal sehen, wie sich meine Aufgaben weiter entwickeln, denn gestern
Abend nach der Schicht fand ein Meeting mit allen Freiwilligen statt,
in dem uns mitgeteilt wurde, dass wir uns für die Arbeit von GGA
insgesamt und nicht nur für die Arbeit mit den Kindern verpflichtet
haben. Nach einem solchen Satz war die Stimmung aller Freiwilligen
natürlich komplett gegen die Verwaltung gekippt und ich bin jetzt
wirklich gespannt, wie es hier weitergeht!

Freitag, 11. August 2006

Young Zulu Warriors

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Im Moment passiert hier so viel, dass ich gar nicht mit Schreiben
nachkomme!
Zuerst einmal danke für all die eMail-Zuschriften der letzten Tage.
Ich werde mich bemühen, wann immer ich Zeit habe, einen mehr oder
weniger langen Bericht zu verfassen.

So, nun zu meiner Arbeit in den letzen Tagen:

Am Dienstag sah erst einmal alles nach einem "normalen" Arbeitstag
aus, d.h. wir werden um 11:30 hier auf dem Bauernhof abgeholt und
dann zum Kinderheim gefahren. Da die Kinder erst ab halb zwei aus der
Schule kommen, ist normalerweise eine ganze Menge Zeit, bevor es
ausreichend Arbeit für alle Volunteere gibt. Aber Dienstag war alles
anders, denn als ich ins Cottage kam, lag dort nur ein Zettel, auf dem
stand, dass wir die ca. 500 Luftballons, die in Tüten daneben lagen,
aufpusten sollten. Naja, wir haben dann mal angefangen und haben
mal bei ca. 100 aufgehört. Danach kam die Botschaft von der
Heimleiterin, wir sollten die Luftballons an Schnüren auffädeln und in
einem riesigen Baum vor ihrem Haus aufhägen. Grund für all das war
die Auszeichnung des Fußballteams (ich glaube es sind mehrere, bin
mir aber nicht sicher - auf jeden Fall auch eine Mannschaft für
Mädchen) für den 4. Platz in der nationalen Jugendfußball-Liga.
Danach sollte für alle Kinder gegrillt werden, was für uns
Freiwillige einen riesigen Arbeitsaufwand bedeutete, da wir alle
Grillstellen des Geländes gleichzeitig benutzen mussten, um für 80
Kinder und die zusätzlichen Besucher gleichzeitig das Grillgut bereit
zu haben. Nach all den Anstrengungen blieben zum Glück noch Reste,
die dann von den Freiwilligen gegessen werden durften ( hier wird
die Position eines Freiwilligen vielleicht ansatzweise deutlich ).
Nach dem Grillen traf ich zum ersten Mal mit der Heimleiterin Heather
Reynold zusammen und war ganz überrascht, dass sie schon meinen Namen kannte und mich direkt für "technische" Aufgaben bei der
Theatergruppe einsetzen wollte. Ich habe dann erst mal ohne groß
darüber nachzudenken zugesagt und schon hat sich mein Aufgabenbereich grundlegend geändert.
Die Theatergruppe führt ein Stück zur Zulu-Geschichte auf und besteht
aus Jugendlichen der Valleys. Das Stück ist wirklich schön, aber es
gibt hier wohl immer Probleme, weil nicht genügend Strom für die
Beleuchtung usw. zur Verfügung steht. Gestern fand zum ersten Mal eine
Aufführung in einer Schule statt und dort waren die Probleme noch um
einiges größer als sonst schon üblich. In der "Hall" (zwei
Klassenräume) gab es keine einzige Steckdose und so mussten wir erst
einmal mit vielen Verlängerungskabeln für eine einigermaßen sichere
Stromversorgung arbeiten. Doch viele der Kabel waren zu kurz und
lagen mitten im Raum; da blieb es nicht aus, dass da einiges in dem
überfüllten Raum kaputt ging.
Naja, was soll ich sagen, das war gestern mein Job und es hat recht
gut geklappt, auch wenn ich das Theaterstück bisher nicht wirklich
kannte, die Lichtanlage in einem katastrophalen Zustand ist und ich
ohne Skript und Probe für die richtige Stimmung in den Szenen des
Theaterstücks sorgen sollte. Einerseits war es ganz interessant mit
den Älteren auf Tour zu gehen und die Umgebung zu sehen, aber mir
macht die Arbeit mit den Kindern, glaube ich, doch mehr Spaß!

Am Mittwoch war Nationalfeiertag, da der Jahrestag der ersten
Frauendemonstration unter dem Apartheitsregime begangen wurde. Die
Kinder hatten schulfrei und abends war die Verabschiedung der
langjährigen Koordinatoren Tom und Rebecca, zu deren Ehren eine Feier
im Theatersaal abgehalten wurde.

Mal sehen, wie es hier weitergeht. Erstmal ist heute Abend wieder
eine große Aufführung und ich weiß noch nicht, wie ich bis dahin
wieder alles reparieren soll, was gestern in der Schule kaputt
gegangen ist.

Leider bleibt mir im Moment nicht die Zeit für einen ausführlicheren
Bericht, aber ich denke, er wird irgendwann folgen.

Dienstag, 8. August 2006

Postanschrift

So, nur ein ganz kurzer Eintrag, da ich jetzt meine Postanschrift für Briefe und Päckchen weiß:

God's Golden Acre - Khayelihle
Linus Pithan
PO-Box 453
Cato Ridge 3680
Kwazulu-Natal
South Africa

(! Achtung geändert !!)

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Zuletzt aktualisiert: 10. Aug, 11:09

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