Montag, 7. August 2006

Erste Arbeitseindrücke

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So, inzwischen habe ich zwei volle Arbeitstage hinter mich gebracht.
Die Arbeit ist einfach nur toll und ich bin dann wirklich glücklich.
Als ich das Gelände des Kinderheimes (GGA- Gods Golden Acre) zum
ersten Mal betrat, habe ich mich schon gefragt, wie so viele Kinder
(über 80) mit so wenig Klettergerüsten und ohne Schaukeln (sie sind
alle kaputt) auskommen sollen. Aber als die Kinder dann nach und nach
aus der Schule kamen, habe ich zum ersten Mal in meinem Leben richtig
gesehen, dass es viel viel Wichtigeres für Kinder gibt als
Klettergerüste und Spielsachen. Besonders die Jüngeren sehnen sich
viel mehr nach Zuneigung und Spielkameraden als nach materiellen
Dingen. Obwohl sie mich noch nie gesehen hatten, kamen die Kleinen
sofort auf mich zugerannt und waren richtig glücklich, wenn ich sie
durch die Luft wirbelte, auf meine Schultern sitzen ließ oder sie
einfach nur in den Arm nahm und schaukelte - es ist ein fantastisches
Gefühl, der Grund dafür zu sein, dass diese Kinder mit einem Lächeln
im Gesicht herumlaufen. Es ist schon komisch, von einem Tag auf den
anderen habe ich so viel Verantwortung übernommen wie noch nie in
meinem Leben. Das ist mir zum ersten Mal bewusst geworden, als ein
kleiner Vorschuljunge nach wildem Herumtollen auf meinen Schultern
direkt in meinem Arm eingeschlafen ist.

Vielleicht sollte ich an dieser Stelle ein wenig über meinen
Tagesablauf berichten. Gegen 11:30Uhr werden wir von Nansingela (der
OutReach-Farm, auf der sich unsere Unterkünfte befinden) abgeholt und
auf der Ladefläche eines Pickups in ca. einer Viertelstunde zur GGA
gefahren. Zu dieser Zeit sind nur die Kinder zu Hause, die nicht in
die Schule gehen müssen. Aber in meiner Schicht kümmere ich mich vor allen
Dingen um die Schulkinder. Die ersten von ihnen kommen so gegen 13:30
mit einem Kleinbus, danach können die Kinder im Speisesaal noch etwas
essen oder direkt ihre Schuluniformen ausziehen und im Playgroud
(Spielplatz) spielen. Das ist dann auch der Ort, an dem ich mich den
Nachmittag über aufhalte. Nach einem solchen Tag bin ich zwar von
oben bis unten staubig, aber ich fühle mich irgendwie von Glück erfüllt.
Machmal ist es so einfach, ein trauriges Kind glücklich zu machen, indem ich es auf den Arm nehme und es dann mit seinen staubigen Fingern
durch meine Haar fahren lasse. Beim ersten Mal war es ein kleines
Mädchen, das dabei begeistert rief "Oh, I'm a hairdresser!". Danach
kam ein Junge ( ich denke, er ist im ersten Schuljahr), der wild durch
die Luft gewirbelt werden wollte und anschließend erschöpft in meinen
meine Armen lag und mich frage, ob ich nicht mit ihm Hausaufgaben
machen wollte. Da bin ich auch schon bei meiner zweiten
Nachmittagsaufgabe: Alle Kinder machen ihre Hausaufgaben in einer
eins zu eins Begleitung mit einem Volunteer ihrer Wahl. Zur Zeit
traue ich mir noch nicht zu, Hausaufgaben alleine mit einem Kind zu
machen, da ich das System mit Aufgabenbüchern, Aufgabenzetteln und
Belohnungspunkten noch nicht wirklich ganz verstehe, aber das wird
sicher schnell kommen.

Nach Spielen und Hausaufgaben ist um 17:30 Uhr "Dinnertime" und
während die Kinder essen, kann ich mir eine halbe Stunde Pause
gönnen, die auch wirklich nötig ist. Um diese Zeit ist im Moment
Sonnenuntergang, darum gehen die Kinder nach dem Abendessen in ihre
Häuser, um noch ein wenig zu toben, sich zu waschen und ihre schwarzen
Schulschuhe zu putzen. Diese Woche arbeite ich in "Phase 5", dem Haus der
älteren Jungen (Grundschule bis ungefähr 16 Jahre). Zu dritt betreuen
wir dann etwa 20 Jungen, bis sie ins Bett gehen und ihre Gogo (Zulu-
Wort für Oma) die Nacht bei ihnen verbringt. Ron (ein Holländer) und
Mike (ein Brite) haben schon länger Erfahrung, ich verstehe mich gut
mit ihnen und sie zeigen mir nach und nach, was ich zu machen habe.
Aber am aller wichtigsten ist und bleibt der Körperkontakt zu den
Kindern, die dann nur so aufblühen und mit einem glücklichen Gesicht schlafen
gehen. Das Bild oben entstand in dieser Zeit und dabei ist der
Fotograf fast genau so glücklich wie der Kleine, mit dem ich tobe!

Das größte Problem ist, die Namen der Kinder zu lernen, was wirklich
wichtig ist, mir aber durch viele Laute, die ich noch nie gehört habe
- und schon gar nicht sprechen kann - unmöglich vorkommt. Doch Ron
stimmt mich zuversichtlich, dass man die Namen mit der Zeit schon
lernen kann.

Ich denke, ich muss all diese Eindrücke erstmal für mich selber
ordnen und damit ich sie dann irgendwann detailliert beschreiben kann.

Sonntag, 6. August 2006

Ich wusste nicht, was Wellen sind!

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Überraschenderweise musste an diesem Wochenende nicht arbeiten, da
die Wochenendschicht schon voll belegt war. Darum konnte ich ganz
spontan mit anderen Freiwilligen zu meinen ersten Weekend-Trip
aufbrechen. Ich muss mich hier erstmal an die großen Gegensätze
zwischen der Spontanität der Freiwilligen und das ewige Warten in
allen anderen Zusammenhängen gewöhnen. Als am Donnerstagmorgen meine
erste Schicht begann, hatte ich noch keine zehn Minuten im Cottage
der Freiwilligen auf GGA verbracht, da fragte mich einer von ihnen,
ob ich nicht mitfahren wollte - und ich bereue auf keinen Fall, JA
gesagt zu haben.
Es war genial, unter anderem weil ich zum einen mit den "alten"
Freiwilligen des letzen Jahrgangs unterwegs war, die mir einige
wichtige Tips geben konnten, und zum anderen, weil ich fast
ausschließlich englischsprachige Freiwillige dieses Jahrgangs um mich
herum hatte (die übrigen OutReach-People hatten dieses Wochenende
Dienst). Am Anfang war es schon ein wenig komisch, nur englische
Gespräche zu hören, obwohl man vorher mit einigen der "Alten"
schon mal Deutsch gesprochen hatte. Aber sobald ein "Nicht-Deutscher"
in die Nähe kommt, schwenkt die Sprache mitten im Satz direkt ins
Englische. Das ist am Anfang etwas verwirrend, aber nach einigen
Stunden des Zuhörens kommt man recht gut damit klar. Besonders die
Muttersprachler waren am Anfang recht schwer zu verstehen, aber schon
in den zwei Tagen des Wochenendes habe ich den Eindruck gehabt, sie
immer besser und besser zu verstehen.

Unser Reiseziel war ein BackPacker (ich würde ihn als kleine
Selbstversorger-Jugendherberge beschreiben) außerhalb von Durban,
direkt am Strand des Indischen Ozeans. Um wieder auf die Überschrift
zurückzukommen, ich hab bisher wohl nicht gewusst,- was Wellen sind,
denn hier reichte es vollkommen aus, einfach nur ein oder zwei Meter
ins Wasser zu gehen, um dann auf eine Welle zu warten, die uns bei
weitem überragte und wild herumwirbelte. Dieses Wellenspringen ist
wirklich genial, aber sehr anstrengend und sobald man ein bisschen
müde wird, sollte man das Wasser sofort verlassen, da die Strömung
äußerst stark ist. Ich hab ein paar Bilder vom Strand, die in der
Bildergalerie zu finden sind. Ich denke, es wird ein tolles Jahr!

Mittwoch, 2. August 2006

Ankunft

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Hallo aus Afrika,

gestern Morgen bin ich heile in Durban gelandet. Der Flug von Frankfurt nach Kapstadt lief soweit problemlos, bis auf die halbstündige Verspätung bei der Landung und den daraus folgenden Problemen, den Anschlussflug nach Durban zu bekommen. Als ich an der Passkontrolle in Kapstadt ankam, war die planmäßige Bording-Time bereits abgelaufen. Überraschenderweise erhielt ich direkt am Flughafen ein komplettes Jahresvisum und muss mir darüber jetzt keine Gedanken mehr machen. Nachdem ich mein Gepäck abgeholt, durch den Zoll gebracht und wieder aufgegeben hatte, stand das Flugzeug, das mich nach Durban bringen sollte, doch noch auf dem Flughafen und wartete. Man sollte es kaum glauben, aber in Durban fand ich dann sogar mein Gepäck, von dem es zwischenzeitlich geheißen hatte, es wäre in Kapstadt geblieben. Nun, nach diesem erlebnisreichen Flug hatte ich noch Zeit, mir am Flughafen eine südafrikanische Handynummer zuzulegen und alles für meinen Internetzugang vorzubereiten, der aber bis jetzt leider noch nicht wirklich funktioniert.

Als nächstes folgte die Fahrt mit einem Pickup des Kinderheimes vom Flughafen Durban nach Carto Ridge. Obwohl die Fahrt über eine Art Autobahn führte, war es ganz selbstverständlich, dass sich eine der beiden Freiwilligen, die mich abholten, auf die Ladefläche setzte, da das Auto nur über einen Fahrer- und Beifahrersitz verfügte. Den Beifahrersitz nutzten wir zu zweit, denn gefahren wurde der Wagen von einem einheimischen Fahrer. Inzwischen weiß ich, dass es erlaubt ist, hinten in einem Pickup mit geschlossener Ladefläche zu fahren, aber während der Fahrt sah ich dann noch wesentlich gewagtere Transportplätze; so fuhren einige Afrikaner auf der Heckklappe eines offenen Pickups sitzend über die Autobahn. Überhaupt ist Autofahren hier sehr verwirrend und es wird wohl noch einige Zeit brauchen, bis ich mich daran gewöhnt habe, wie man hier überholt oder abbiegt und auf welcher Seite man als Beifahrer einsteigen muss.

Das Kinderheim selbst werde ich erst morgen sehen, denn alle neu ankommenden Freiwilligen werden nicht mehr direkt auf dem Gelände untergebracht, sondern finden im OutReach (einer Farm, von der die Hilfsprogramme für die Valley-Bevölkerung koordiniert werden) ihr neues Zuhause. Ich wohne jetzt in meinem eigenen kleinen Zimmer, das Teil einer WG für die Freiwilligen und die heimischen Arbeiter des Building Teams ist. Zur Zeit leben hier nur vier weitere deutsche Freiwillige, es sollen aber bis September ungefähr 15 werden. Leider werden im nächsten Jahr wahrscheinlich nur wenige Freiwillige anderer Nationalitäten hier leben; aber morgen ist mein erster Arbeitstag im Heim, darum mach ich mir um das Englischlernen eher wenig Sorgen.

Die Unterkunft hier ist recht einfach, Küche und Gemeinschaftsraum befinden sich noch im Bau und auch sonst muss noch ziemlich viel getan werden. Wenn ich aus meiner Zimmertür gucke, sehe ich genau die Landschaft, die ich mir unter Afrika immer vorgestellt habe. In dem benachbarten Wäldchen gibt es Affen und Schlangen, aber beides habe ich bis jetzt noch nicht gesehen. Neu für mich war, dass es auch grüne und schwarze Mambas geben soll, darum kann ich mit der ersten Schlangensichtung ruhig noch etwas warten. Ich denke, ich werde so schnell wie möglich mal ein paar Fotos hier machen und in die Fotogalerie stellen, falls ich es schaffe, hänge ich auch direkt an diesen Brief ein Foto, mal sehen!

Das Klima ist nicht so trocken, wie ich es erwartet hätte. Jetzt im Winter regnet es eher selten, aber da es nicht so warm ist, ist das wohl kein Problem. Im Sommer soll es angeblich jeden Tag regnen. Die Temperaturschwankungen sind hier deutlich größer als in Deutschland. Tagsüber kann man ohne Probleme im T-Shirt laufen, aber nachts ist es wirklich kalt und die Temperaturen liegen nur knapp über dem Gefrierpunkt. Ich bin wirklich froh, dass ich einen Schlafsack und eine Bettdecke habe, denn Heizungen gibt es hier nicht und alles ist recht luftig gebaut.

Jetzt freue ich mich erst mal auf die Arbeit mit den Kindern.

Sonntag, 30. Juli 2006

Abflug

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So, morgen, am Montag, dem 31.07.2006 geht es also los.
Mein Flugzeug SA263 soll um 17:00 Uhr in Frankfurt abheben und wenn
alles gut geht mit Zwischenlandung in Kapstadt am Dienstag gegen 9:00
Uhr in Durban landen. Dort soll ich von einem Mitarbeiter des
Kinderheims am Flughafen abgeholt werden, mal sehn, ob alles
reibungslos funktioniert und ich heile mit meinem Gepäck auf der GGA
ankomme.

Mal sehn, wann ich mich das nächste Mal an dieser Stelle melden kann,
bis dahin alles Gute
Linus

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