Sonntag, 11. Februar 2007

Wieder unter den Lebenden

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Dieses Wochenende habe ich mal auf alternative Weise ohne gemietetes
Auto verbracht und wir sind zu zweit nach Durban gefahren, wobei wir
nur Zulu - Taxis als Transportmittel benutzten. Es ist immer ein
wenig spannend, aber auch schön und günstig. Von Cato Ridge geht es
für 6 Rand (ca. 60 Eurocent) nach Mphumalanga, einem ca. 10 km
entfernten Township, und von dort noch weiter nach Durban für 12 Rand
(1,20 €). In Durban selbst sind wir ein wenig herumgeschlendert und
dann zum Strand gegangen, wo mein Rucksack auch prompt um ein Haar
gestohlen wurde, als ich ins Wasser gehen wollte. Am späten Nachmittag
sind wir dann mit dem Zug erster Klasse 40 km in den Süden gefahren, um
in Angle Rock (dem Backpacker, in dem ich mein erstes freies
Wochenende in Südafrika verbracht hatte) zu übernachten. Diese Reise
kostete uns sage und schreibe weitere R 8,50 (0,85 €) ... zurück
reisten wir dann mal dritter Klasse für R 4 (0,40 EUR) ... wenn
Zugfahren zu Hause doch so günstig wäre. Alles in allem war ich
wieder einmal recht fasziniert vom afrikanischen Transportwesen, das
ganz der afrikanischen Mentalität angepasst ist. Die Zulus
hier beschreiben es immer mit: "Der Europäer hat die Uhr, aber wir
haben die Zeit". Diese Formulierung ist auch recht passend, denn
alles ergibt sich irgendwie auch ohne festen Fahrplan. Für die Züge
gibt es einen groben Plan, nach dem die Deutsche Bahn aber zu den
pünktlichsten Unternehmen der Welt gehören würde, und die Taxis fahren
einfach, wann auch immer. Niemand wirkt gestresst oder blickt genervt
auf die Uhr, denn es findet sich schon ein Weg. Die gesamte Heimfahrt
dauerte ungefähr zweieinhalb Stunden, was für über 100 km Weg, zweimal Umsteigen und einschließlich einer guten halben Stunde Fußmarsch
am Ende, denke ich, doch recht gut ist. Es geht also auch ohne Stress ...

Noch ein paar Sätze zum Foto:
Nun, was erwartet man schon, wenn man seine Wäsche zum Trocken am Zaun
aufhängt? Für Europäer ist ein Chamäleon im Handtuch sicher recht weit
unten auf der Liste. Entsprechend verwundert war ich auch über meinen
Fund letzte Woche beim Wäscheabhängen. Ein nicht besonders lebhaftes
Chamäleon war gerade damit beschäftigt, mein Handtuch als Leiter über
den Zaun zu verwenden. Da wir Poolhausbewohner unsere gewaschenen
Sachen am Zaum zwischen Ressort und Pool zum Trocknen aufhängen, war
gerade in diesem Moment ein kleiner Junge ganz in der Nähe, dem ich
meinen Fund gerne präsentieren wollte. Zuerst kam er neugierig
angelaufen, doch als er das Chamäleon in meiner Hand sah, war er völlig
verängstigt und wollte mir nicht zu nahe kommen. Ähnliche Erfahrungen
habe ich auch schon mit Fröschen gemacht, die ab und zu in die Häuser hüpfen. Die meisten Kinder rennen einfach nur verängstigt weg
oder machen einen Höllenlärm, ohne den oft kleinen Fröschen auch nur nahe
zu kommen. Zu Hause in Deutschland hätte ich keine Probleme mit
diesem Verhalten und ich bin sicher, die meisten Kinder würden genauso
reagieren ... Aber warum reagieren Kinder, die hemmungslos mit
meterlangen Erdwürmern spielen, auf manche Tiere derart hysterisch? Nun,
bei Schlangen kann ich eine ablehnende Haltung durchaus
nachvollziehen, aber bei wirklich harmlosen Chamäleons und ungiftigen
Fröschen - irgendwie hat mir das zu denken gegeben! Nach einigen
Fragen an die Gogos und Anties (Zulufrauen, die im Kinderheim
arbeiten) erfuhr ich dann, dass diese "gefürchteten" Tiere in der
Zulukultur für etwas Böses stehen und daher nicht berührt werden
dürfen ... mal wieder etwas dazu gelernt. Wobei das schöne Chamäleon
nicht wirklich auf der Liste der bösen Tiere steht, es war einfach
nur der kleine Junge, der es nicht leiden konnte.

Und zum guten Schluss noch eine Bemerkung zum Titel:
Die letzte Woche verbrachte ich mehr oder minder im Bett, da ich
unter einer afrikanischen Art von Bronchitis litt. Doch auch in
diesem Sektor kann man nur staunen, denn selbst der weiße Doktor, den
ich dienstags besuchte, verlangte alles in allem für die Sprechstunde,
Diagnose, Krankenschein und einschließlich Medikamente nur 100 R
(ca. 10 Euro) ... da kann man es sich doch mal leisten, krank zu sein.

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