Sonntag, 12. November 2006

Von Autos, Schlangen und dem afrikanischen Weg nach Durban

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Schon wieder ist eine erlebnisreiche Woche vergangen und ich weiß gar
nicht, wie ich alles in einen Bericht packen soll.
Fangen wir am besten mit dem Draht-Auto-Projekt der letzten beiden
Wochen an (es existieren bereits einige Fotos in meinem Online-
Fotoalbum). Nachdem ich den älteren Jungs ca. 100m stabilen Draht und
ebenso viel dünnen Blumendraht spendiert hatte, entstanden binnen
weniger Tage die faszinierendsten "Wire - Cars", die ich je gesehen
habe. Ohne das irgendeine Anleitung oder Beschreibung zur Verfügung
stand, gibt es jetzt auf dem Playground eine Auswahl von LKWs, Pick-
Ups, Rennwagen und ganz gewöhnlichen Autos. Während die älteren
Jungen sich mehr mit der möglichst detailreichen Konstruktion
beschäftigen, lieben es die jüngeren, mit den Autos zu spielen.
Besonders beeindruckend finde ich das funktionstüchtige Lenksystem
und die Räder aus je zwei leeren Getränkedosen. -> Willkommen in
Afrika <-

Nun zu einem für Europäer eher ungewöhnlichem Ereignis. Ein kleiner
fünfjähriger Junge, der recht wenig spricht (zu wenig, wie sich
herausstellen wird), stand weinend neben dem Klinikgebäude auf dem dem
Playground. Nun, da er ohne ersichtlichen Grund immer weiter laut
geweint hat, habe ich ihn auf den Arm genommen und mich auf das nur
wenige Schritte entfernte Mäuerchen gesetzt. Normalerweise hört er
dann recht schnell auf zu weinen, doch diesmal schrie er nur um so
lauter. So saß ich also da und streichelte ihm über den Kopf, während
um mich herum die anderen Kinder spielten und mit den neuen Drahtautos
stolz durch die Gegend fuhren. Nun, vielleicht sind sie ein wenig zu
stolz auf die Autos und wenn sie dann eines ergattert haben, kann man
sie kaum noch in ihrem Spiel unterbrechen. Als ein Junge aus dem
ersten Schuljahr mit einem Truck an mir vorbeifuhr, sagte er beiläufig, ganz
ins Spiel vertieft, während er den Truck um eine Kurve
lenkte, ich solle doch mal zwischen meine Füße gucken. Ich würde
untertreiben, wenn ich sagen würde, ich hätte mich nur erschrocken, als
ich realisierte, dass sich zwischen meinen nackten Füßen eine
kleinere Schlange auf Froschjagd befand - und ich trug nur Flipflops
ohne Socken!
Nun war wenigstens der Grund für das Weinen gefunden - dafür fing ich
an zu schreien. Nach meinem Schrei konnte ich gar nicht schnell genug
aufspringen, denn es bildete sich binnen weniger Sekunden eine Traube
von Kindern, die mit Steinen und Stöcken auf die Schlange einschlugen
und sie durch die Luft wirbelten. Einer der älteren Jungen trat dann
beherzt auf den Kopf der Schlange und entschärfte so die Situation.
Im Nachhinein haben mir die Kinder dann erzählt, dass es sich um eine
noch nicht ausgewachsene Giftschlange ohne englischen Namen handelte,
deren Bisse aber nicht zu gefährlich wären. Nun, was soll ich sagen,
nach wenige Minuten lief alles wieder in den gewohnten Bahnen auf dem
Playground und es gab keine Anzeichen mehr, dass sich etwas Besonderes
ereignet hatte. -> Willkommen in Afrika <-

Den heutigen Tag habe ich zusammen mit einigen anderen Freiwilligen in
Durban verbracht. Um dorthin zu gelangen, haben wir das typische
südafrikanische Verkehrsmittel schlechthin verwendet: Den Minibus! An
bestimmten Stellen, z.B. vor dem Spar-Supermarkt in Cato-Ridge oder
einfach an den Valley-Straßen, gibt es Sammelpunkte für Minibus-Taxis,
welche ohne Fahrplan und ohne feste Routen zu Hunderten
quasi immer und überall unterwegs sind. Per Handzeichen gibt man das
Reiseziel an und falls es in der Richtung liegt, in der das Taxi
unterwegs ist, hält es an. Nun, da wir alle nicht in der Lage waren,
mit unsern Händen das Ziel anzugeben und kaum Zulu sprechen, war es
doch etwas komplizierter als für die Einheimischen, aber es hat auch
mit Umsteigen problemlos funktioniert. Für 20 Rand (2 Euro) pro Kopf
sind wir so die ca. 50km nach Durban in akzeptabler Geschwindigkeit
gefahren. Bei einem Minibus-Taxi handelt es sich im allgemeinen um
einen alten VW-Bus, in dem dann bis zu 20 Personen Platz finden.
Bezahlt wird von Stop zu Stop, wobei der Passagier, der gequetscht
neben dem Fahrer sitzt, für das Einsammeln des Geldes verantwortlich
ist. Ich kann nur sagen, es war wirklich beeindruckend. Auch wenn man
es als Deutscher kaum glauben kann, es funktioniert eben auch ohne
Fahrplan und Gesamtsystem. -> Willkommen in Afrika <-
In Durban selbst haben wir dann einige Craft-Markets besucht und uns die Stadt angesehen. Leider war das Wetter nicht gut genug,
um im Ozean schwimmen zu gehen , aber es war trotzdem ein toller Tag!
Um vier haben wir uns dann wieder auf den Rückweg gemacht, damit wir
noch im Hellen alle Taxi-Stände, an denen es nicht immer ungefährlich
ist, überwinden konnten.

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