Dienstag, 15. August 2006

Auch einfache Aufgaben können schwer sein

Gestern haben ich damit begonnen, mich in die Hausaufgabenbetreuung
einzuarbeiten. Es ist schon verwunderlich, dass es mir um einiges
leichter fällt, mit den älteren Jungendlichen über die verschiedenen
Ansichten von Karl Marx und Henry Ford ein Referat vorzubereiten als
mit den kleinen Erst- und Zweitklässlern einfachste
Mathematikaufgaben zu rechen. Was soll ich machen, wenn ein Junge aus
dem dritten Schuljahr vor mir sitzt, eine Aufgabe wie 41+23 lösen
soll und ständig nur "I can't solve it!" wiederholt ? Naja, mit der
ortsüblichen Didaktik komme ich auch nicht so wirklich klar, denn
danach werden solche Aufgaben gelöst, indem man 4+2 und 1+3 separat
ausrechnet und hintereinander schreibt. Ein Zehnerübertrag ist wohl
nicht vorgesehen....

Im Allgemeinen wird hier viel mehr Wert auf Abzählen gelegt, denn
alle Grundschulkinder müssen jeden Tag einen bestimmten Zahlenbereich
vorwärts und rückwärts aufsagen. Die Älteren von ihnen dürfen dann
beispielsweise auch mal in 4er oder 6er Schritten die Zahlen bis 120
aufsagen. Die"Reading"-Aufgaben sind für mich auch eine Erfahrung,
denn ich merke, dass besonders die einfachen Wörter des ersten
Schuljahrs nicht immer in meinem Englisch-Wortschatz enthalten sind,
da oft auf Reime oder kurze Wörter Wert gelegt wird.

Naja, was es sonst noch gibt, sind Bibel-Verse, die auswendig gelernt
werden müssen, und Wortlisten für den allwöchentlichen "Spelling"-Test.

Die meisten Kinder hampeln auf ihren Stühlen herum und schreien quer
durch den Homework-Room, in dem bis zu 15 Kinder gleichzeitig mit 5
Freiwilligen ihre Hausaufgaben machen. Selbst mir fällt es da schwer,
mich auf die simpelste Mathematikaufgabe oder das Zählen bis 100 zu
konzentrieren. Möglicherweise liegt es auch daran, dass in dem Raum
nur ein paar Tische und Stühle stehen, so dass jeder Ruf auch noch
nachhallt!

Es war auf jeden Fall ein sehr anstrengender Nachmittag und ich
war äußerst erschöpft, als die Kinder zum Dinner gerufen wurden.
Danach verbachte ich meinen Abend wieder in "Phase 5", dem Haus der
älteren Jungen, in dem an diesem Abend über den Umgang mit
Schuluniformen diskutiert wurde.

Mal sehen, wie sich meine Aufgaben weiter entwickeln, denn gestern
Abend nach der Schicht fand ein Meeting mit allen Freiwilligen statt,
in dem uns mitgeteilt wurde, dass wir uns für die Arbeit von GGA
insgesamt und nicht nur für die Arbeit mit den Kindern verpflichtet
haben. Nach einem solchen Satz war die Stimmung aller Freiwilligen
natürlich komplett gegen die Verwaltung gekippt und ich bin jetzt
wirklich gespannt, wie es hier weitergeht!

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